Um 9:00 Uhr fällt dann der Startschuss und wir kommen gerade noch rechtzeitig, um uns ganz hinten anzustellen. Schon am Start sind wir dezimiert: Von Gene der Dank seiner Voranmeldung auf die Odyssee durch Malmedy verzichten konnte, fehlt jede Spur. Noch dazu erfährt unser rasender Start hinter der Meute nach nur 300 Meter ein jähes Ende. Am Beginn der ersten Steigung ist Jorges Hinterrad leer. Die Lacher der noch an uns vorbeifahrenden Teilnehmer – es sind nicht mehr so viele - haben wir jedenfalls auf unserer Seite. Schnell wird der Schaden behoben und wir machen uns an die Verfolgung. Wenigstens haben wir so freie Bahn und schließen bis zum Ende des Anstiegs wieder zur Nachhut des Feldes auf. Wo wir dann aber fast sofort im ersten und leider nicht letzten Stau stecken.
Entweder haben sich die reinsten Anfänger eingefunden, oder mir sind solche Zustände bisher –glücklicherweise - erspart geblieben. Der Trail ist kaum mit Wurzeln überzogen und trotzdem steigen bereits die ersten ab und für die Nachkommenden gibt es kein durchkommen mehr! Wir überholen rechts und links und können viele Plätze gut machen. An der ersten Verpflegungsstation haben wir dann die Schlimmsten hinter uns gelassen. Dafür beginnt nun im Mittelstück die richtige Quälerei bei hohen Temperaturen und viel Staub. Da das hohe Venn größtenteils unter Naturschutz steht, müssen beim Trailanteil Kompromisse eingegangen werden. Die Landschaft entschädigt aber und im letzten Drittel ist die Strecke wieder sehr abwechslungsreich. Wir fahren über Bergkämme, durch Bäche und entlang an schroffen Bergflanken und auch die Standorte für die Verpflegungen sind gut platziert. Einmal direkt unter einer Burgruine, ein anderes mal hinter einer Bachdurchfahrt. Auch die Verpflegung selbst ist lecker – wenn auch nicht Renntauglich: Kuchen, Süßigkeiten, Obst und Kekse. Dazu Wasser und am Ende auch noch Red Bull.
Die letzten 15 km sind dann wieder sehr flowig. Ich begehe einen kleinen Verfahrer, bin aber nicht der einzige. 10 andere Biker sind ebenfalls falsch abgebogen und zusammen geht es schnell zurück auf die Strecke. Nach
6:07:24
Stunden rolle ich dann ziemlich geschafft nach Malmedy und ins Ziel ein, wo mir ein frisch geduschter Gene zugrinst. Der Gute war schon eine halbe Stunde lang im Ziel! Kurz drauf trudeln auch die anderen ein. Schnell wird im Zielbereich eine freie Bank besetzt und ein großer Teller Spagetti verputzt. Alle strecken ersteinmal die Beine aus, bevor es in einer nahegelegenen Schule zum Duschen geht. Dort tropft allerdings nur ein Rinnsaal kaltes Wasser auf uns herrunter. Die gute Laune lassen wir uns aber nicht verderben und so wird das nächste Eiscafe gestürmt und ein wenig erzählt, bevor es abends wieder heimwärts geht.
Fazit:
Die Belgier wissen, wie ein Marathon aussehen soll. Eine schöne und abwechslungsreiche Strecke, mit Trails die man auf deutschen Veranstaltungen vergeblich sucht! Und auch Verpflegung und Stimmung sind bei unseren Nachbarn top, kein Gedränge und Gerangel im Kampf um die goldene Annanas. Ein schöner Tag, mit einer netten Truppe und ein gutes Rennen. Was wünscht sich ein Mountainbiker mehr?
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