Sonntag früh im ersten Morgengrauen hieß es dann aufstehen. 5 Uhr, der Himmel ist bedeckt, Wolken ziehen tief über die Nadelwälder und das Thermometer zeigt magere 10°C. Brrrrrr. Schnell Frühstücken und ins Auto, der Puls geht bereits schnell in Erwartung der Dinge die da auf mich zukommen. Pünktlich um 6:30 fällt der Startschuss und ich bin sammt dem ersten Starterfeld unterwegs. Bei gefühlten Außentemperaturen von höchstens 5 Grad geht es zuerst durch Willingen, wo aber aufgrund der frühen Stunde nur wenige Zuschauer zu sehen sind.
Insgesammt sind mehr als 2000 Mountainbiker unterwegs. Kurz hinter Willingen kommt dann die gefürchtete steile Schotterrampe, die nur dann fahrend zu meistern ist, wenn man nicht allzu viele schiebende Biker vor sich hat. Die aufgeweichte, schlammige Strecke über Schwallefeld zum Diemelsee hat es dafür in sich. Nach einer halben Stunde ist meine Brille so mit Dreck zugesetzt, dass ich sie absetzen muss, mit der Folge, dass nun alles in die Augen spritzt. Dann liegt plötzlich der Diemelsee sammt erster Verpflegungsstation vor mir. Essen und Trinken habe ich noch genug und so geht es ohne Pause weiter. Die Strecke an sich ist nicht anspruchsvoll, wenn man von den Höhenmetern absieht. Fast nur Feld-, Wald und Asphaltwege. Nur bei schlechtem Wetter wird es schnell matschig und für die Biker im Hauptfeld bergauf eine wüste Schieberei. Schwierig sind auch die Wiesenabfahrten. Querfeldein gibt es für manchen kein Halten mehr und auch in engen Kurven sieht man den einen oder anderen schon mal geradeaus fahren.
Kurz vor Willingen steht dann fest: Die zweite Runde wird auch angegangen! Im Zielbereich verpflege ich mich mit Bananen und Riegeln, bevor wir uns auf Schotterserpentinen den Ettelsberg hinauf quälen. Aber wesentlich besser als die Matschauffahrt die Jahre zuvor. Die Strecke wird besser, das deutlich kleinere Feld hat den Boden kaum zerwühlt. Wenig Matsch, ein paar recht schöne Trails und das tolle Panorama auf der langen Abfahrt nach Bruchhausen heben die Stimmung.
An der letzten Verpflegung wird dann nur kurz Halt gemacht und Wasser getankt, bevor es auf die letzten 20 km geht, es werden auch die schwersten: Eine anspruchsvolle Trail-Wasserloch-Kombination. Annähernd 100 Biker müssen wohl vor mir hier durch sein. Tiefe Wassergräben, glitschige Wurzeln und Fahrrinnen im Matsch machen ein kontrolliertes Fahren unmöglich. Zusätzlich fordern zwei fiese Schotterrampen alles, bis man endlich oben steht und schon die Lautsprecher auf dem Festival-Gelände hören kann. Wer nun aber denkt, dass schlimmste geschafft zu haben wird enttäuscht. Bergab ging es wohl auf Serpentinen, aber von diesen ist zu dem Zeitpunkt leider nicht mehr viel über. Der Waldboden ist tief zerfahren, die nassen Wurzeln lassen das Vorderrad immer wieder weg gleiten und die Erschöpfung fordert Tribut. Von Fahrspaß kann keine Rede mehr sein. So bin ich auch froh, nach 99 km und 2.574 hm endlich im Ziel zu stehen.
Fazit:
Sofort werden die Energiespeicher aufgefüllt. Dazu gibt es für die Marathonisti in der Eishalle Nudelsuppe, Kuchen, Brötchen, Wurst und Obst. Als sich am Pedros Bikewash der Andrang dann endlich gelegt hat geht es vor der Heimfahrt noch dem sauerländer Waldboden an den Kragen. Bis zur Siegerehrung wird schließlich noch eine Runde über das Festival Gelände gedreht.
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