Morgens kommen wir kaum aus den Betten. In dem 9m² großen Zimmern mit seinen zwei Etagenbetten ist aber auch kaum Platz und niemand will aus den Federn. Kein Wunder, draußen sind es nur 2°C plus. Das Frühstücksbuffet auf der Hütte fällt äußerst dürftig aus und so sind wir froh bald diesen ungemütlichen Ort verlassen zu können. Kurz darauf sind wir unterwegs zum Limojoch, einem der vier Pässe über 2000 Metern, die wir auf der heutigen Königsetappe bezwingen müssen. Außerdem stehen mit 2340 hm auch die meisten Höhenmeter an. Die ersten Wanderer sind schon unterwegs und so haben wir die atemberaubende Landschaft nicht ganz für uns allein. Die kalte Luft ist klar und wir können ein ungetrübtes Panorama genießen. Über die Fanes Alpe fahren wir vorbei an kleinen Gebirgsseen, während die Sonne langsam über die Felsen steigt und mit den Schatten in den engen Tälern spielt. Wir fahren auf Schotter vorbei an weidenden Pferden und Kühen, überqueren Bäche und kommen durch ein wirklich eisiges Tal Richtung La Varella. Die hohen Felswände werfen die Geräusche unserer Reifen auf dem Gestein zurück und verdecken die Sonne, als würden die Sonnenstrahlen nie bis hier hinunter gelangen. Die Vegetation ist noch karger und wir machen, dass wir diesen unwirklichen Ort hinter uns lassen.
Wir befinden uns nun oben am Rand eines der typischen Felsentürme. Bergab muss teilweise geschoben werden. Der ausgesetzte Weg führt hier sehr steil bergab und auch hier sind schon viele Wanderer unterwegs. Im unteren Teil ist der Pfad aus weißem Schutt aber recht gut fahrbar und wir lassen es krachen. Schließlich erreichen wir St. Kassian. Hier finden wir bald einen schönen Waldweg der dann aber am Ufer eines Bachs plötzlich endet. Am Hotel Valparola überqueren wir den Bach auf einer alten Holzbrücke und wollen den Schotterweg zu den Eisenhöfen einschlagen, als Ralf bemerkt, dass er das Roadbook und die Kartenkopien verloren hat! Also fahren Ralf und ich zurück. Glücklicherweise finden wir die Papiere unbeschädigt an der Stelle, wo wir zuvor ins Bachbett geklettert sind. Von den Eisenhöfen an geht es auf Schotterserpentinen bergan bis wir nach einigen Kilometern auf die Passstraße zum Passo Val Parola kommen.
Es sind zwar viele Motorräder und auch Busse unterwegs, aber das Panorama entschädigt uns. Wir rasten kurz an einem Gasthof und essen draußen auf der Terrasse.
Die Felsen hängen in dunklen Wolken und wir haben heute noch zwei weitere Pässe vor uns. Um Zeit zu gewinnen gehen wir die Abfahrt auf Asphalt an, dabei wären so schöne Alternativen vorhanden gewesen. Knappe 500 Tiefenmeter weiter biegen wir dann auf die Straße zum Refugio Cinque Torri ein. Zuerst auf Straße, später ab dem Refugio auf schweren Schotterwegen geht es rauf zum Refugio Averau. Oft weisen die Geröllhalden mehr als 20% Steigung auf, das fährt auf dem losen Untergrund auch kein Stanciu, schon garnicht mit Gepäck. Gott sei Dank kann man sich aber mit dem Ausblick auf die Cinque Torri und das umgebende Panorama von diesen Strapazen ablenken. Auf einem richtig üblen Schotterweg stürzen wir ins Tal. Die reinste Marterstrecke für Biker! Weder anspruchsvoller Trail noch angenehmer Wanderweg. Ab der Pass-Straße am Refugio Fedare macht die Route den Patzer aber wett. Wir finden einen netten Trail der vom Parkplatz aus hinab ins Tal führt. Zuerst sehr schmal und am Hang entlang über die Wiese, später anspruchsvoller durch den Wald mit Serpentinen und kleinen Stufen. Tiefer unten gelangen wir wieder auf die Straße und wollen gerade nach einem weiteren Trailstück suchen, als Uwe seinen Schnellspanner sprengt. Peng, und das Gewinde ist ab. Wir fahren auf der Straße ins Tal um nach einem Radladen zu suchen, Uwe schiebt hinterher. Aber Radläden sind in den Dolomiten nicht dicht gestreut. So bleibt Uwe nicht anderes übrig als mit notdürftig fixierter Hinterachse auf der Straße nach Alleghe abzufahren. Thomas der auch genug hat, begleitet ihn. Der Rest rollt über Santa Fosca nach Pescul wo der letzte Berg, der Fertazza auf uns wartet. Auf Schotter geht es gut fahrbar bergan, bis schließlich über der Baumgrenze das Skigebiet überhand nimmt und die steilen Rampen bis zu 40% anzeigen. Die reinste Hölle. Noch dazu sind im Tal die Arbeiten an der Piste im Gange. Bagger und Planierraupen machen die Wiesen für den Skibetrieb klar. Am Gipfelkreuz genießen wir noch das Fernazza Panorama bevor uns die sinkende Sonne zur Eile treibt.
Auf einem feinen Trail geht es zuerst durch die buschbewachsenen Wiesen, immer nur leicht abfallend, bis wir an eine Felswand kommen. Kurze Suche nach dem Weg, den wir ein Stück tiefer wieder finden. Nun geht es richtig zur Sache, es wird ruppiger und steiler. Öfters müssen wir absteigen und kurze Kletterpassagen einlegen. Dann gibt es wieder herrlich anspruchsvolle Teilstücke durch den Wald mit Kurven, Stufen und schön griffigem Waldboden, auf dem man das Rad richtig rollen lassen kann. Wir kommen nach Fernazza Coi und folgen ab hier der ausgeschilderten Bikeroute nach Alleghe. Auf alten gepflasterten Karrenwegen pflügen wir durch den Wald und lachen über die verdutzten Blicke einiger Bauern, als wir in der Dämmerung an ihnen vorbei rollen. Der Weg führt nun durch Weinberge, aber der Untergrund ist in der Dunkelheit kaum noch zu erkennen. So sind wir froh als wir Alleghe erreichen und der Pfad sich zwischen den Häusern entlang schlängelt. Unser Hotel Alleghe, direkt gegenüber der Eishalle sieht sehr italienisch aus und nach den Badezimmermöbeln zu urteilen wurde er in den 70igern errichtet. Vorteil für uns ist, dass die Transalp Challenge hier dieses Jahr durch kam und im Hotel noch palettenweise Gatorade frei zu unserer Verfügung steht.
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