Morgens sind die Trikots trocken, die Sonne scheint und das Frühstücksbuffet ist wieder sehr reichlich. Genau das richtige für eine 2000 hm-Etappe. So sind wir dann alle kurz vor neun wieder im Sattel. Durch Sterzing geht es Richtung Kermaten und ins Pfitschertal, wo hinter einer Bachbrücke die steile Auffahrt zum Pfundererjoch beginnt. Die Schotterauffahrt windet sich den Berg hinauf, ständig im zweistelligen Prozentbereich. Im unteren Teil noch gut fahrbar wird der Weg aber schnell gröber, zusätzlich zum Geröll macht sich auch die große Höhe bemerkbar. Dafür ist das Panorama atemberaubend. Zwischen Grabspitze und Sandspitze liegt vor uns auf 2568 Meter das Pfundererjoch wie eine Mondlandschaft. Doch bevor wir es erreichen, wird auf 2200 Meter zwischen einer Herde Kühe verschnauft. Die Gruppe hat sich beim Aufstieg weit auseinander gezogen und erst nach einer ganzen Weile sind wieder alle zusammen. Der Kuchen aus dem Hotelbuffet und andere Leckereien werden vertilgt.

Ein Gebirgsbach muss überquert werden, Fahren ist ab jetzt nur noch Abschnittsweise möglich, immer öfter muss geschoben werden. Und dann passiert es, nach einer kurzen Schiebepassage will ich wieder anfahren und trete plötzlich ins Leere! Der Freilauf hat sich klamm und heimlich verabschiedet. Scheiße! Mitten in der Gerölllandschaft ist ab hier aber für die nächsten 200 hm sowieso Schieben angesagt. Kaum vorstellbar was für eine üble Plackerei es geworden wäre, wenn der Freilauf schon im Tal versagt hätte. Fast zeitgleich erreichen wir dann das Joch, wo ein kleiner Steinhaufen den Übergang anzeigt. Bei 15°C ist es ziemlich zugig und wir machen nur ein paar Photos bevor wir die Abfahrt angehen. Der Trail bis zur Weitenbergalm ist super flowig. Zuerst geht es die ersten 100 hm über Sandhalden. Dann aber glaubt man im Auenland zu sein. Viele kleine Hügelchen zwischen denen sich der schmale Trail dahin zieht. Schließlich wird es richtig technisch. Der Hang wird steiler und der Weg zieht sich in vielen verblockten Serpentinen - gerade noch fahrbar - hinab. Der eine oder andere geht hier schon mal über den Lenker, es bleibt aber bei einem Plattfuß und einer abgebrochenen Ganganzeige. Kurz vor der Alm wird der Weg dann breiter und die letzten Meter zur Hütte legen wir auf Schotter zurück. Hier rolle ich mit dem letzten bischen Schwerkraft ein, hoffentlich kommen nicht mehr all zuviele Flachstücke! Wir sind wie in Trance und machen erstmal Rast. Apfelschorle, Limonade, dazu Kaiserschmarren, Knödel und Nudeln. Ich frage den Wirt nach dem nächsten Radladen und erhalte die Antwort, es seien nur ein paar Kilometer von Vintl bis zum nächsten Radladen in Mühlbach. Diese bringen uns zwar von der eigentlichen Route ab, aber anders geht es nicht. Thomas flickt noch schnell seinen Schlauch während die anderen in der Sonne faulenzen.

Von Pfunders fahren wir über Asphalt ins Pustertal nach Vintl. Die Abfahrt ist glücklicherweise steil genug, um auch ohne Antrieb mit den anderen mithalten zu können. Ab Vintl müssen mich meine Kameraden dann aber doch immer wieder anschieben, ganz schön ärgerlich! Gott sei Dank finden wir nach wenigen Kilometern tatsächlich den Radladen. OK, es ist eher ein Tante-Emma-Laden. Baumarkt, Radladen und Supermarkt unter einem Dach. Und natürlich muss ein neues Hinterrad her, für die alte Nabe ist kein Ersatzteil zu beschaffen, aber was bleibt mir sonst übrig? Also wird in den sauren Apfel gebissen.
Nun geht es im belgischen Kreisel zurück nach Vintl und über Ehrenburg, Moos nach Stefansdorf ins Sporthotel Winkler. Wir sind spät dran, bekommen aber zur Begrüßung noch einen Sekt. Auch hier gibt es wieder ein leckeres Abendessen. Suppe, gefüllte Teigtaschen und danach Schnitzel in Tomatensauce mit Nudeln. Zum Nachtisch noch einen zwar hübsch garnierten, aber sehr übersichtlichen Obstteller. Später planschen wir noch etwas im Schwimmbad um die müden Beine zu entspannen. Leider können wir durch die Verspätung die vielen Welnessmöglichkeiten nicht nutzen, dabei sind wir die einzigen "Sportler" unter 60 hier im Hotel.