In der Nacht gibt es ein gewaltiges Gewitter, mit einem Donnerschall der von den umgebenden Bergwänden zurückgeworfen und verstärkt wird, als fielen die Alpen in sich zusammen. Morgens ist dann leider klar, das Eisjöchel ist unpassierbar. Das Gewitter hat die Landschaft weit und breit mit Hagelkörnern überzogen. Auf 1200 Metern liegt Platt und es sind gerade einmal 5°C, wie wird es da hoch oben, auf 2900 Metern sein? Ein Anruf bei der Stettiner Hütte lässt dann die letzte Hoffnung schwinden, -2°C und 20 cm Neuschnee. Die Königsetappe das Eisjöchl, das doch unserer Tour seinen Namen gegeben hat, liegt so dicht vor uns und trotzdem können wir es nicht bezwingen. So beschliessen wir am Hang entlang Richtung Meran abzufahren, alles andere wäre unverantwortlich.
Deprimiert machen wir uns an die Umgehung des Eisjöchels. Schnell erreichen wir Meran und weichen hier etwas von der Route ab, um aus dem Tag das Beste zu machen. Mit einem Lift shutteln wir hinauf auf 2000 Meter. Hier bei Meran herrscht ein ganz anderes Klima, als noch heute morgen in Platt und auf schönen Pfaden und vergessenen Karrenwegen geht es in Richtung Andrian. Die Sonne scheint, es ist unglaublich. Keine 10 km entfernt sehen wir die schneebedeckten Gipfel. Dort ist es kalt und die Wolken hängen tief in den Bergen. Hier ist es jetzt richtig heiß! Durch Apfelplantagen und Weinberge geht es weiter Richtung Etappenziel. Auf den vielen Kehren der Abfahrten werden die Bremsen richtig gefordert und man vergißt langsam den Frust. Über eine schmale Hängebrücke die einen tiefen Taleinschnitt überbrückt und auf verwachsenen Römerpfaden kommen wir schließlich nach Andrian, unserem Etappenziel.
Am Abend steht für alle fest, wir haben zwar nicht das Eisjöchel geschafft, aber die Trails um Meran haben den Tag gerettet. Auf den letzten Metern bis zum Hotel fahre ich mir noch 2 Dornen ein und erreiche wortwörtlich mit der letzten Luft das Ziel, den Andrianer Hof. Abends gehen wir auswärts im Gasthof Adler essen, im Garten unter einem Dach aus Weinranken genießen wir hier wieder bestes Essen und guten Wein. Nur René ist nicht da - Er hatte unterwegs im Fahren einen Apfel gegessen der ihm im Hals hängen blieb und in Bozen von zwei jungen Ärztinnen mit einer Nasensonde beseitigt wurde. Danach hatte er zwar keinen Hunger mehr, aber einen Spitznamen weg -Schneewittchen-
|