Wieder einmal ist der Himmel morgens bewölkt und es sieht nach Regen aus. Trotz vieler bedrohlicher Wolken machen wir uns in Richtung Schneebergscharte auf, in der Hoffnung diese überwinden zu können. Auf Asphalt sind die ersten Kilometer schnell gemacht und der Anstieg beginnt. Durchs Ridnautal geht es auf Feld- und Waldwegen zum Schneeberg, an dessen Fuß ein altes Bergwerk und nebenbei das höchste Europas liegt. Endlich bricht die Sonne durch die Wolken und wir können den Pass wagen. Über steilste Asphaltrampen geht es die ersten Höhenmeter hinauf, bis wir auf einen Waldweg abzweigen. Auf Schotterwegen entlang an alten Bergwerksanlagen fahren wir hinauf zur Moarerbergalm. Hier wird kurz verschnauft um die Kräfte für die folgende Schiebe- und Tragepassage zu sammeln. Bei Apfelschorle sitzen wir vor dem Panorama und blicken hinab ins Tal den endlos langen Weg nach, den wir am Hang entlang hinaufgekommen sind.
Dann geht es los, der Weg endet an der Alm und ein kaum sichtbarer Pfad beginnt, einzig mit kleinen rot-weißen Farbmarkierungen und hin- und wieder Bergwerkssymbolen markiert. Quer über die Wiesen und durch einen Bach geht es durch Geröllfelder und über Schnee 400hm den Hang hinauf zur Schneebergscharte. Die dünne Luft tut ihr übriges dazu und wir müssen oft halten. Plötzlich bleibt René mit dem Vorderrad in einer Mulde stecken und steigt unfreiwillig ab, dabei rutscht sein Rad aber über die Kante und stürzt 5 Meter den Hang hinab. Als die erste Schrecksekunde vorrüber ist eilt Lutz dem Principia hinterher und bringt das durchgegangene Rad seinem Besitzer zurück. Nach kurzer Inspektion steht fest, außer ein paar Kratzern an Gabel und Rahmen ist alles in Ordnung. Von hier an ist dann sowieso nur noch Schieben möglich, teilweise müssen die Räder auch geschultert werden. Steil geht es hinauf und man muß mit jedem Fuß zuerst sicheren Halt finden, bevor der nächste Schritt über Stufen und Gestein gewagt werden kann.
Oben an der Scharte, - 2657 Meter zeigt mein Ciclo an - verweilen wir nur kurz denn das Wetter ist zu ungemütlich. Es werden Photos gemacht und Gipfelschokolade gegessen. Die Abfahrt zur nahen Schneeberghütte mit angeschlossener Kapelle wird schnell gemeistert und auf der Hütte mit heißer Nudelsuppe aufgetankt. Weiter geht es auf eine lange und anspruchsvolle Serpentinenabfahrt hinab nach Moos. Hier werden mir die Felsrinnen zum Verhängnis und ich hole mir einen Snakebite. Leider hält der Ersatzschlauch die Luft nicht richtig sodass ich die folgende Panoramaabfahrt auf einer schönen Bergstraße kaum genießen kann, komischer Weise ist der Schlauch dann plötzlich dicht. Hätte ich doch lieber den Conti-Vertical Pro statt dem Big Jim mitgenommen geht es mir durch den Kopf, aber nun muß es eben so gehen.
Unser heutiger Gasthof ist wieder eine Wucht, man hat eine Aussicht auf die steilabfallenden Wände der gegenüberliegenden Berge, mit den in die Tiefe stürzenden Wasserfällen und über dem Tal steht ein Regenbogen. Der schlechte Wetterbericht trübt aber die Stimmung. Wir sitzen noch lange zusammen und besprechen die morgige Königsetappe übers Eisjöchel. |