Morgens sind die Strapazen vergessen. Ein reichliches Frühstück erwartet uns mit Brötchen, Müsli, Aufschnitt und O-Saft, bei nur 22€ pro Person eine Top Adresse. Aber schon bald sind wir wieder mit den Bikes verwachsen. Es heißt wieder zurück auf den Track kommen. Hatten sich gestern noch alle gegen eine Befahrung der ausgelassenen Trails gewehrt, führt uns heute Marco zufällig genau an den gestern verpassten Abzweig. Zuvor geht es aber gemütlich durch die Auen der Ruhr. Bei Hattingen ist das Gebiet weit erschlossen und die Wanderwege sind leider gut ausgebaut, dafür entschädigt uns aber das Ruhrtalpanorama und die eine oder andere Sehenswürdigkeit, wie die Burg Blankenstein.
Hinter Hattingen machen wir einen weiten Bogen um Bommerholz, trotzdem nimmt der Asphaltanteil erst wieder ab Sprockhövel ab. Es geht auf schönen Waldwegen und Trails wieder zurück zur Ruhr. Hier ereilt uns dann der erste größere Defekt. Ein Dorn und ein widerborstiger Mantel rauben uns Zeit und Nerven, aber bald fahren wir wieder auf Trails bergan und auf Asphalt bergab. Einige Passagen hätte die Mountainbikeredaktion da wirklich besser auswählen können. Dann stimmen uns die schweren Trails an der Wilhelmshöhe aber wieder gnädig. Ganz schön verblockt und wurzlig geht es hier zu und es wird Zeit die leeren Mägen zu füllen, wie man aus der schlechten Stimmung schliessen kann. So wird dann ein Schnitzel Försterin bzw. Wiener Art mit Salat und Pommes verspeist, nicht grade der Kohlenhydratespender, aber hier ist eben alles auf den bequemen Automobilisten ausgelegt.
Es ist bereits halb vier, als wir wieder unterwegs sind. Mit viel Flow geht es steil bergab, Stufen werden gefahren, kleinere quer liegende Bäume übersprungen und das Lachen ist durch den ganzen Wald zu hören. So geht es vorbei an der Burg Hardenstein und dem Schloss Steinhausen. Hier glauben wir wirklich daran, im Bikerhimmel zu sein. Tatsächlich ist es aber das Muttental, das ich schon vom Fahrtechnik Seminar bei Bikeride kenne. Hier gibt es die schönsten Trails auf einem Gebiet von nur wenigen Quadratkilometern. Das vom frühzeitlichen Bergbau geprägte Gebiet wird durch eingestürzte Stollen und schroffe Felsabbrüche geprägt und ist kreuz und quer mit wirklich anspruchsvollen Trails durchzogen. Ein Geheimtipp in unser Region. Das Grinsen kann man uns hinterher nur mit dem Vorschlaghammer aus dem Gesicht meißeln. Allerdings sollte man wegen der Einsturzgefahr die Trails und Wege nicht verlassen.
Wir müssen schnell weiter auf die andere Seite der Ruhr nach Witten. Trails, Trails, Trails, der Ruhrhöhenweg macht seinen Namen heute alle Ehre und führt uns von Gipfel zu Gipfel, ohne dabei ein Tal auszulassen. Auf einer Abfahrt knallt es dann plötzlich im Fahrwerk. Abgelenkt und vom fahlen Licht der Dämmerung geblendet komme ich gerade noch um einen dicht am weg stehenden Baum herum. Den anderen ergeht es nicht besser, mit der Folge, dass Bastian, Norbert und ich in der nächsten Kurve geradeaus fahren – nur Marco der Glückspilz kommt noch um die Serpentine – und querfeldein den Hang hinab abkürzen. Unten wird dann auch die Ursache für den Knall sichtbar, eine Speiche ist gebrochen! Mit leicht schleifender Hinterradbremse geht es weiter , die einen finden es lustig, ich eher anstrengend.
Ab Wetter schlängeln wir über dem Harkortsee entlang, während die Sonne langsam untergeht. Wer hat eigentlich in der Schule immer gesagt das Ruhrgebiet wäre ein dichtes Industriegebiet? Die letzten Kilometer vorbei am Speicherbecken des Wasserkraftwerks über den Klusenberg nach Syburg werden noch auf Trails zurückgelegt, bis es dann durch den dunklen Stadtforst von Dortmund geht. Noby hat in weiser Voraussicht seine Mirage Evo-X dabei und im Schein des kleinen Spots Biken wir zu viert durch die im Nebel liegenden Vororte von Dortmund zur Westfalenhalle. Hier wird noch ein Beweisphoto geschossen, bevor wir weiter zum Hauptbahnhof fahren und nach einer Schale Currywurst mit Pommes in den RE nach Hause steigen, wobei wir die Fahrt über den ganzen Großraumwagen unterhalten haben. Das Schreit nach einer Fortsetzung!
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