Die Geschichte des Mountainbikes

Schon seit der Erfindung des Zweirades beschränkte sich dessen Einsatzbereich nicht nur auf Straßen. Schon früh bewegte man sich gern im Gelände, und bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Cross-Rennen ausgetragen. Mit der Herstellung der ersten großvolumigen Reifen Anfang der dreißiger Jahre, wurde es noch leichter, sich abseits der großen Straßen zu bewegen. Die Entwicklung des heutigen Mountainbikes nahm aber erst in den frühen siebziger Jahren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihren Anfang. In Marin County, Calefornia, nördlich der Golden Gate Bridge von San Francisco, ragt der Mount Tamalpais aus dem Ozean. Er war Übungsgebiet und Trainingsgelände einer Gruppe eingefleischter Bike Freaks, die mit ihren so genannten Cruisern, Ballooners oder Clunkers die unendlichen Forstwege unsicher machten.

 
Stumpjumper
Stumpjumper von 1982
Die Bikes waren mit nur einem Gang, Rücktritt, breitem Lenker und großvolumigen Reifen auf Stahlfelgen ausgerüstet. Die vier Bike-Pioniere Garry Fisher, Charly Kelly, Joe Breeze und Tom Ritchey sorgten dafür, dass sich dieser Spaß zu einer richtigen Massensportart weiterentwickelte. Garry Fisher beschäftigte sich mit der Montage eines Kettenwechslers, um mehrere Gänge für das Bergauffahren zur Verfügung zu haben. Die verbesserte Übersetzung war jedoch nur ein Mittel zum Zweck. Das Wichtigste war immer noch die Mount-Tam-Abfahrt. Im September 1976 organisierte Charly Kelly zum ersten Mal das legendäre Repack Downhill. Nach jeder Abfahrt musste die Rücktrittbremse zerlegt werden, weil das Schmierfett vom vielen Bremsen ausbrannte, daher auch der Name Repack.  
Kelly war weniger Tüftler, aber mit seiner Publikation im Outside Magazine 1979 und der Herausgabe des ersten Mountainbike Szeneblatts Fat Tire Flyer maßgeblich daran beteiligt, den neuen Sporttrend aus Kalifornien Bekannt zu machen. Joe Breeze war der dritte im Bunde. Er entwickelte im September 1977, als die alten Schwinn-Rahmen den steigenden Ansprüchen nicht mehr standhielten, einen neuen Rahmen. Dieser hatte in Konstruktion und Geometrie große Ähnlichkeit mit den heute erhältlichen Mountainbikes und wurde zum Prototyp.
Mount Tamalpais
Mount Tamalpais
 
Joe Breeze
Joe Breeze
Joes Bike-Kumpels waren davon so begeistert, dass er neun weitere Modelle herstellte. Zu jener Zeit hatte Tom Ritchey einen guten Namen im Rennradbau. Er besaß große Erfahrung in diesem Bereich und baute, von Joe Breeze inspiriert Ende 1979 sein erstes Montainbike. Der Erfolg brachte Fisher und Breeze 1979 dazu eine Firma zu gründen. Mit dem Namen Ritchey Mountainbikes tauchte erstmals dieses Wort auf, das unserem Sport heute seinen Namen gibt. Da noch nichts Gleichartiges erhältlich war mussten einzelne Komponenten wie Lenker Vorbau Sattelstütze und Tretlagergarnitur selbst hergestellt werden. Andere Teile, wie zum Beispiel die 18 Gang Suntour- schaltung wurden aus dem Tourbereich über- nommen. Das Ritchey Bike wog 17kg. Bis Ende 1979 wurden 400 davon verkauft, obwohl sich die Verbreitung nur auf das nördliche Kalifornien beschränkte.  
Parallel zur Geschichte des Mountainbikes hat auch der Mountainbike Rennsport seinen Anfang genommen. Bald nach dem Verkauf der ersten Mountainbikes in Kalifornien folgten die ersten Wettkämpfe. Im Gegensatz zum legendären Repack Downhill war Anfang der achtziger Jahre eine große Schleife von bis zu 50km zu bewältigen, genannt Cross-Country. 1983 wurde erstmals eine US-Meisterschaft ausgetragen und parallel zum boomenden Markt bildeten sich langsam die ersten Profiteams. 1987 fand das erste europäische Rennen statt, die inoffizielle WM in Villars de Lans (Frankreich). 1988 kam das Mountainbike auch in Europa richtig ins rollen und der Elektronik Konzern Grundig organisierte unter der Bezeichnung Grundig Challenge Cup und später Grundig World Cup Rennen in ganz Europa. Zum letzten Mal gab es 1989 inoffizielle Weltmeisterschaften, dafür gleich zwei: eine in Spa, Belgien und eine in Mammoth Lakes, Kalifornien. 1990 nahm die UCI Mountainbiken neben Straßen- sowie Bahnrennen und Querfeldein-Radrennen in ihr Programm auf. In Durango, Colorado gab es im selben Jahr die ersten offiziellen Weltmeisterschaften. Bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 war Mountainbiken erstmals olympische Disziplin. Die Rennen wurden live in die ganze Welt übertragen und an diesem Tag sicherte sich das Mountainbike definitive Präsenz in der breiten Öffentlichkeit.
Garry Fisher
Garry Fisher